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Soziale Phobie und Therapeutensuche

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Themenstarter
 

Hallo Leute, hier meine Erfahrung mit der Therapeutensuche.

Die meisten Therapeuten sind wohl zur Zeit überlaufen und die Wartelisten sind geschlossen. Nun hatte ich neulich mal wieder das Glück, eine Therapeutin zu finden, die halbwegs kurzfristig Zeit hatte für ein Erstgespräch. Bin dann zu der Frau hin, eine ältere Dame, ziemlicher Feldwebel. Sie stellte mir nur 3 Fragen und sobald ich ihr berichtete, dass ich in der Vergangenheit auch wegen Suchtproblemen in Behandlung war, fragte sie mich als erstes, ob ich in der Nachsorge wäre. Ich verneinte es, da das Kontingent der Nachsorge bereits aufgebraucht war (ich bin ca. 6 Monate lang wöchentlich hingegangen). Sie reagierte mit Unverständnis, so als hätte ich mir diese Aussage "aus dem Arsch gezogen", um nicht mehr hinzugehen. Es war im Grunde eine subtile Unterstellung ("du flunkerst mir doch hier einen vor")

Dann fragte sie mich, ob ich eine SUCHT-Selbsthilfegruppe besuchen würde, was ich verneinte. Ich berichtete ihr, dass ich jedoch eine Selbsthilfegruppe für psychisch Erkrankte besuchen würde. Da ich es verneinte, wurde sie SEHR böse und meinte, ich wäre ja ein hoffnungsloser Fall und müsse nur mal meinen Hintern hochkriegen, die Krankheit (Soziale Angst) wäre ja nur eingebildet und ich würde mich ja weigern, etwas zu tun, um zu genesen ("Waaas? Sie sind doch ARBEITSLOS! Also gehen sie gefälligst in eine Suchtgruppe!"). Sie betonte, ich müsse meinen Hintern hochkriegen (sie sagte das mehrfach!). Therapieren würde sie mich nicht und ich solle mich um eine Selbsthilfegruppe kümmern und zu einer Gruppentherapie gehen, von der ich ihr erzählte. Sie erwähnte noch, dass sie 3 Klienten hatte, die auch schwer Suchtkrank waren und es nur geschafft haben, weil sie sich den "Arsch aufgerissen" haben...

Ich fand das ziemlich heftig und nach diesem Gespräch ging es mir so schlecht, dass ich sogar Suizidgedanken hatte.

Was ich dazu sagen muss, ich war sehr verängstigt von der Person, da ich sie nicht gut kannte und bin in mein altes Muster zurückgefallen. Also statt mich mit ihr zu fetzen, und ihr meine Sicht aufzuzeigen, bejahte ich fast alles, was sie sagte, um dem Konflikt zu entgehen (frei nach dem Motto "Du hast recht und ich meine Ruhe"). Denn heftige Konflikte/Streit mit Menschen führen bei mir meistens dazu, dass ich Suchtdruck entwickle. Ich meinte lediglich, dass ich ihre Aussagen sehr wenig empathisch fände, worauf sie antwortete, es würde ja nix nützen, mir Empathie entgegen zu bringen (sinngemäß). Und nach diesem Gespräch fühlte ich mich schlecht, auch, weil ich nicht die Eier hatte, ihr die Meinung zu geigen - obwohl das ja nicht meine Schuld ist, wenn die Frau inkompetent ist. Tja soviel dazu...

Ich habe das Gefühl, solche Menschen haben ihren Beruf verfehlt und sollten lieber im Knast arbeiten oder auf der geschlossenen - und nicht etwa in einem Setting, wo Menschen freiwillig, intrinsisch motiviert Hilfe suchen. 

Was meint ihr, ist meine Reaktion gerechtfertigt? Oder meint ihr, die alte Dame hat im Grunde doch recht?

 
Veröffentlicht : 14. Juli 2025 7:45
 rudi
Beiträge: 3
Neues Mitglied Seit Tag 1
 

Hallo Wildschwein,

ich habe die Erfahrung gemacht dass Therapeuten sehr streng nach Prinzipien und Methoden vorgehen. Sucht und Drogen stehen auch nach meiner Erfahrung ganz oben bei den ersten Fragen auf dem Programm. Ich wurde zb. gefragt ob ich Drogen nehme. Darauf antwortete dass ich früher mal gekifft habe aber dies schon seit einiger Zeit (1-2 Jahre) nicht mehr mache. Die Therapeutin hat mir darauf hin gesagt dass ich keine Therapie beginnen könne wenn ich neben der Therapie Drogen konsumiere. Dann hab ich sie fragend angeschaut, weil ich ihr ja vor 10 Sekunden gesagt habe dass ich keine Drogen (mehr) nehme. (ich habe davor übrigens nicht mal regelmäßig gekifft sondern alle paar Wochen mal am Wochenende) Das hat sie mir offensichtlich nicht geglaubt. Ich solle doch nachweisen dass ich nicht mehr kiffe und irgendeinen Entzugsplan oder sowas in der Art ausfüllen. Ich dachte auch die will mich verarschen. Was für ein Entzugsplan?! ICH KIFFE SCHON SEIT JAHREN NICHT MEHR UND HATTE NIE EIN PROBELM DAMIT! Ich habe ihr dann bei der nächsten Sitzung gesagt dass ich das nicht ausfüllen werde weil es nichts auszufüllen und nachzuweisen gibt. Das hat sie dann akzeptiert und mir anscheinend langsam geglaubt. 

Aber jetzt mal zum eigentlichen: 

Die Therapeuten meinen dass, glaube ich, nicht böse. Das ist nun mal eine Voraussetzung für eine Therapie dass man nebenbei keine Drogen konsumiert und das auch völlig zu recht. Dieses grundsätzliche Misstrauen Drogen-Konsumenten gegenüber ist meiner Meinung und Erfahrung nach aber auch in den meisten Fällen berechtigt. Denn wie oft hört man jemanden der ein ernsthaftes Drogenproblem hat, sagen, dass er aufhört und wie oft stimmt es wirklich. Dass es dann aufrichtige Menschen trifft mit diesem Misstrauen ist dann wohl leider eine Nebenwirkung dieses Prozesses. Ich würde mir das nicht so zu Herzen nehmen.
Lass dich davon nicht verunsichern und such einfach weiter. Was auch wichtig ist: Sei 100% ehrlich mit dir selbst. Vielleicht hast du ja auch wirklich noch ein Problem mit Drogen und willst es dir nicht eingestehen und reagierst deshalb so stark auf diese Frau. 

Natürlich gibt es auch schlechte Therapeuten und es ist auch möglich, dass die bei der du warst eine solche ist. Trotzdem ist es deine mentale Gesundheit und dein Leben, gib nicht auf dich weiter darum zu kümmern und nutze diese und andere schlechte Erfahrungen in dieser Hinsicht nicht als Ausrede um aufzugeben. Ich weiß das ist manchmal leichter gesagt als getan, aber es ist die Wahrheit. 

Ich hoffe für dich du findest die Kraft dir eine passende Therapie zu suchen. Zur Not bezahl Sie selbst wenn irgendwie möglich. Dann findet man auch leichter einen passenden Platz. Nichts ist wichtiger als die mentale Gesundheit, denn damit hängen alle Probleme in deinem Leben zusammen. Wenn nicht dafür, wofür dann den letzten Groschen ausgeben den man irgendwie zusammenkratzen kann. 

Liebe Grüße Rudi

 
Veröffentlicht : 14. Juli 2025 19:06
Beiträge: 2
Neues Mitglied Seit Tag 1
Themenstarter
 

Danke für die Antwort!

Ich denke auch, dass die Frau das nicht wirklich "böse" gemeint hat, aber sowas macht mich fast immer total fertig. Manche kommen mit solchen Menschen aber gut klar, das liegt scheinbar dann an mir. In einer Tagesklinik ist mir mal ähnliches widerfahren, ein Werktherapeut war sehr grob zu uns, also hatte viele fiese Sprüche auf Lager und herrschte mich manchmal auf eine Art an, dass mir übel wurde. Mir ging es danach schlecht, doch als ich später mit ihm darüber ins Gespräch kam, wirkte er einsichtig bzw. empathisch. Doch sein Verhalten änderte sich 0, also im Prozess (Werktherapie) war er dann wieder häufig unwirsch und grob. Ich bin damit überhaupt nicht gut klargekommen, mich hat das an die Schulzeit erinnert und einen Lehrer, der mich auf dem Kieker hatte.
Manche fanden den Therapeuten aber gut, auch seine Art. Daher denke ich, dass es stärker an meiner Geschichte usw. liegt, dass mich diese Person getriggert hat.

Aber du hast recht, ich sollte mir das nicht zu sehr zu Herzen nehmen, sondern lieber versuchen, auf ihre Ansätze einzugehen und doch wieder eine Suchtselbsthilfegruppe besuchen! Sonst verdränge ich das Thema wieder, und langfristig kann das auf jeden Fall zum Rückfall führen

Diese r Beitrag wurde geändert Vor 3 Tagen von Wildschwein
 
Veröffentlicht : 15. Juli 2025 6:49
 rudi
Beiträge: 3
Neues Mitglied Seit Tag 1
 

Ja genau das ist das was ich meine. Es bringt halt nichts "Ausreden" zu suchen, dass der Therapeut das getan hat und die Person dich dort getriggert hat usw. Am Ende des Tages bist du dafür verantwortlich dir zu helfen in dem du dir Hilfe suchst. Du kannst auch Ausreden suchen und dir keine Hilfe suchen, aber das hat nur die Konsequenz das dein Leben nicht besser oder sogar schlechter wird. Und nach deinen Erzählungen willst du das nicht. 

Du verstehst was ich meine! Viel Kraft beim Suchen! Und vor allem beim Finden!

 
Veröffentlicht : 15. Juli 2025 13:41
Beiträge: 4
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Hey Wildschwein, 

besonders den letzten Absatz solltest Du beherzigen. Allzu viel zu verlieren hast Du doch nicht, oder? 

Also gib dem Ganzen erstmal eine Chance 💪

Gruß Luvoxx

Diese r Beitrag wurde geändert Vor 1 Tag von Luvoxx
 
Veröffentlicht : 16. Juli 2025 20:49
Beiträge: 2
Neues Mitglied Seit Tag 1
 

Hallo Wildschwein, 

Tut mir leid zu hören, das du so eine negative Erfahrung gemacht hast beim ersten Gespräch mit der Therapeutin. 

Gerade mit einer sozialen Phobie ist es nicht leicht, sich aufzuraffen und zu einer Fremden Person hinzugehen um von seinen Problemen zu berichten. Das weiß ich aus meiner eigenen Erfahrung mit dieser Krankheit. 

Sind bereits alle Stricke gerissen oder kannst du dir vorstellen noch mal zu ihr hinzugehen? Meist hat man ja drei Probesitzungen, bevor man sich festlegen muss. 

Es könnte sich lohnen, was du hier geäußert hast auch mit ihr zu besprechen. Starke Gefühle, insbesondere gegenüber dem Therapeuten, sollten in den Prozess eingebracht werden. In solchen Gefühlen steckt das größte Potential. 

Viele Grüße & alles Gute für deinen Weg 

emba 

 
Veröffentlicht : 17. Juli 2025 9:08
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