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Das Leben von Steffi: Ein Einblick in den Alltag einer Kokainabhängigen
In der Stadt Münster, direkt hinter dem Hauptbahnhof, begegne ich Steffi, einer 38-jährigen Frau, die seit drei Jahren Kokain konsumiert. Ihr Leben ist von Herausforderungen geprägt, die sie in diesem Interview offenbart. Es ist eine Geschichte von Verlust, Sucht und dem Streben nach Veränderung.
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Steffis Hintergrund und der Weg zur Sucht
Steffi gibt einen Einblick in ihr schwieriges Leben. Aufgewachsen in einem problematischen Elternhaus, war ihre Kindheit von Gewalt und Missbrauch geprägt. Diese Erfahrungen führten dazu, dass sie bereits im Alter von 16 Jahren begann, Marihuana zu konsumieren.
„Ich habe mit sechzehn angefangen Marihuana zu konsumieren, sechzehn Jahre lang. Dann habe ich Pep genommen, kurzzeitig Heroin. Ja, und jetzt halt nur noch Kokain“, erzählt sie. Ihre Sucht ist nicht nur eine Flucht vor der Realität, sondern auch eine Reaktion auf die Herausforderungen, die sie in ihrem Leben erlebt hat.

Inhaltsverzeichnis
Der Einfluss der Sucht auf ihre Familie
Ein weiterer zentraler Punkt in Steffis Leben sind ihre vier Kinder. Der Kontakt zu ihnen ist sporadisch. „Mal mehr, mal weniger. Momentan ist ’n bisschen schwierig“, sagt sie. Ihre Tochter lebt bei ihrem Vater in Hannover, während ihre beiden Söhne in einer Außenwohngruppe untergebracht sind.

„Den ältesten, der ist jetzt sechzehn, den habe ich von mir aus abgegeben, weil da der Kontakt ’n bisschen schwierig war“, erklärt Steffi. Diese Trennung von ihren Kindern ist eine der schmerzhaftesten Folgen ihrer Sucht.
Alltag und Drogenfinanzierung
Steffi beschreibt ihren Alltag als stark von ihrer Sucht geprägt. Sie ist oft am Bremerplatz in Münster, wo sie nach Möglichkeiten sucht, ihre Drogen zu finanzieren. „Ich geh schnorren oder halt Franzosen sammeln“, sagt sie. Ihr Geld fließt fast ausschließlich in Drogen, was zu einem drastischen Gewichtsverlust von 93 auf 69 Kilo führte.

„Das ganze Geld geht quasi für die Drogen. […] Essen eher weniger, aber halt Trinken son bisschen“, fügt sie hinzu. Der Kampf um den täglichen Lebensunterhalt wird durch ihre Sucht erheblich erschwert.
Die Drogenszene in Münster
Steffi gibt auch Einblicke in die Drogenszene in Münster. „Was ich so mitbekomme, sehr gewaltfreudig“, sagt sie. Gewalt ist in diesem Umfeld keine Seltenheit, und sie hat schon viele Schlägereien miterlebt. „Wenn’s mir zu bunt wird, dann bin ich meistens die Erste, die weg ist“, erklärt sie.

Die ständige Gefahr, die von anderen Drogenkonsumenten ausgeht, ist ein weiterer Aspekt ihres Lebens, den sie nicht ignorieren kann. „Da liegt schon einer mit einem Riesenmesser“, bemerkt sie, was die brutalen Realitäten ihres Alltags unterstreicht.
Der Wunsch nach Veränderung
Trotz ihrer schwierigen Situation hat Steffi den Wunsch, ihre Lebensumstände zu ändern. Sie hat sich bereits auf eine Entgiftungsliste setzen lassen und hofft, bald den ersten Schritt in Richtung Genesung zu machen. „Ich denke, wenn ich dann den Schritt irgendwie mit der Entgiftung gemacht habe, dass ich dann, hoffe ich wieder auf den geraden Weg komme“, sagt sie.

Der Weg zur Entgiftung ist jedoch mit Unsicherheiten verbunden. „Ich hab schon Termin oder ich hab mich schon auf die Entgiftungsliste oder hab mich schon auf die Liste für die Entgiftung besetzen lassen“, erklärt sie und betont, dass sie dies zunächst mit ihrem Partner zusammen machen wollte.
Das Verhältnis zu ihrer Familie
Das Verhältnis zu ihrer Familie ist angespannt. „Kein Kontakt“, sagt Steffi, als sie nach ihrer Familie gefragt wird. Ihre Kindheit war von Gewalt geprägt, und sie hat den Kontakt zu ihren Geschwistern und Eltern weitgehend abgebrochen. „Viel Schläge bekommen, sexueller Missbrauch und mit fünfzehn bin ich halt von zu Hause weg“, erklärt sie.

Die wiederholten Versuche, Kontakt aufzunehmen, sind oft gescheitert, was ihre Isolation weiter verstärkt hat. „Immer wieder versucht Kontakt aufzunehmen, dann ging’s wieder mal eine Weile, dann funktioniert’s wieder nicht und jetzt ist auch wieder Kontakt nicht mehr vorhanden“, sagt sie.
Der Ausblick in die Zukunft
Bei der Frage, wo sie sich in fünf Jahren sieht, hat Steffi klare Vorstellungen: „Ich hoffe nicht mehr hier und kein Konsument mehr und vielleicht auch nicht mehr hier in Münster.“ Dies zeigt ihren Willen zur Veränderung und den Wunsch, aus ihrem aktuellen Leben auszubrechen.

„Ich denke, dass das irgendwie erst mal eine Phase ist, ne. Und ich hoffe, dass die irgendwann wieder aufhört“, sagt sie über ihre Sucht und zeigt damit, dass sie an eine positive Veränderung glaubt.
Ein Appell an die Gesellschaft
Am Ende des Interviews hat Steffi einen Appell an die Gesellschaft: „Dass sie vielleicht nicht einmal so allzu negativ halt über die Leute denken, ne. Dass sie vielleicht in gewissen Situationen halt auch die das Umfeld da hinten meiden sollten, so.“
